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Aktuelles - Henkelmann Iserlohn
Besondere Ehrung für den Henkelmann Iserlohn - wir haben es gerne unterstützt
Ralf Tiemann, Redakteur IKZ
Iserlohn
Wie und warum das alles noch funktioniert, ist schwer zu sagen. „Wir machen das aus irgendeinem Grund“, setzte Maik Ollhoff, Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des noch jungen Jazzclubs „Das Loch“ in Wuppertal zu einem Erklärungsversuch an, den er aber nicht ganz zu Ende führte. Man muss sich diesen „irgendeinen Grund“ halt denken: Leidenschaft? Der unbedingte Wille, das Niveau doch noch irgendwie hochzuhalten und aktuelle Livemusik jenseits des Spotify-Mainstreams möglich zu machen? Die Befürchtung, dass sonst unendlich viel verloren geht? Sinnvoll sei es nüchtern betrachtet jedenfalls nicht, so etwas in einer „Pleitestadt“ wie Wuppertal zu versuchen. Und doch: Es funktioniert dann irgendwie und es geht auch weiter. „Wir sollten alle einmal innehalten und verstehen, was für einen Wahnsinnsbetrieb wir hier am Leben halten.“
Genau dafür war Zeit am Dienstagabend im Jazzclub Henkelmann bei
der Verleihung der „Spielstättenprogrammprämie“ (siehe Infokasten) des
Landes NRW. 16 kleine Spielstätten, ähnlich wie der Iserlohner Club,
wurden da vom Landesmusikrat und dem Landesministerium für Kultur und
Wissenschaft ausgezeichnet. Für die feierliche Preisverleihung hatten
nicht nur die Macher dieser Spielstätten den Weg in den Club an der
Oberen Mühle gefunden, sondern auch die Präsidentin des
Landesmusikrates, Prof. Dr. Christine Siegert, ihre Referentin für
Amateur- und Berufsmusik, Eva Luise Roth, Thomas Baerens als
Referatsleiter Musik im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, sowie
viele Vertreter der Iserlohner Kulturszene und Politik, darunter
Bürgermeister Michael Joithe, der Landtagsabgeordnete Thorsten Schick
und die Kulturausschussvorsitzende Eva Kirchhoff.
Preisverleihung im Club ist eine besondere Wertschätzung
Für den Henkelmann, der sich erstmals beworben hatte, war nicht nur der direkte Gewinn des Förderpreises, sondern auch der Umstand, als Gastgeber der Preisverleihung auserwählt worden zu sein, eine große Sache. „Wir sind überglücklich“, sagte Tyrid Cornelissen, Vorsitzendes des Iserlohner Hotclubs, im Gespräch. Abgesehen von den 9000 Euro Preisgeld sei dieser ganze Abend eine ungeheure Wertschätzung. Wie an den anderen Spielstätten auch, ist das kleine ehrenamtliche Team des Hotclubs unermüdlich bei der Arbeit und plagt sich neben der künstlerischen Organisation von Konzerten mit Unmengen an bürokratischen und finanziellen Dingen, um den ältesten Jazzclub Deutschlands von 1952 am Leben zu erhalten. Im Zuge von Corona und der eingestellten Unterstützung seitens der Sparkasse hatte der Club sehr tief in den Abgrund geblickt. Trotz der finanziellen Unterstützung der Stadt ist das Preisgeld für den Club überlebenswichtig.
Genau deswegen hatte der erfahrene und gut vernetzte
Programmmacher Uwe Plath auch sehr gezielt mit einer neuen
Jugend-Reihe auf diese Förderung hingearbeitet, bei der ganz bewusst
junge Musiker aus NRW, aber auch Musiker aus dem Iserlohner Raum im
vergangenen Jahr eine Bühne im Henkelmann bekommen haben, um die
Förderkriterien des Landes zu erfüllen.
Auch in diesem Förderprozess steckte extrem viel Arbeit für das
Team. Grundstock, so Plath im Gespräch, sei nach Corona eine Spende
des Lions-Clubs Iserlohn gewesen, ohne die die ersten Jugendkonzerte
und damit auch die jetzige Förderung nicht möglich gewesen wären,
wofür er namentlich dem Lions-Präsidenten Dr. Michael Hartmann und dem
Past-Präsidenten Heinz Henkemeier nochmals dankte. Dass nun gleich die
erste Bewerbung für diesen Förderpreis so glatt lief, sei nicht
abzusehen gewesen und ein riesiger Erfolg, sagt Plath. „Wir haben aus
der allergrößten Not eine Tugend gemacht.“
Fundamental wichtig für die kulturelle Infrastruktur
Umrahmt wurde die Preisverleihung am Dienstag natürlich von
erstklassiger Musik von dem „Trio Loco“ mit Freya Deiting (Violine),
Jörg Siebenhaar (Akkordeon) und Konstantin Wienstroer (Kontrabass).
„Es ist schön, wieder so unbeschwert Live-Musik zu hören“, erinnerte
Thomas Baerens an den tiefen Corona-Einschnitt mit den vielen
„erlittenen“ Distanz-Formaten in der Kultur. Viele kleine Clubs
mussten in dieser Zeit die Segel streichen, das Live-Erlebnis sei aber
trotz aller Verluste nicht ganz zusammengebrochen, was gerade mit
Blick auf die kleinen Spielstätten der freien Szene überaus wichtig
sei: „Ohne sie wäre NRW ein sehr viel ärmeres Land.“
Das betonte auch Christine Siegert: „In Corona haben wir neu
gelernt, wie existenziell es für Künstler ist, sich auf der Bühne zu
präsentieren.“ Ohne Live-Auftritte gebe es keinen Antrieb und keine
Entwicklung. Die kleinen Spielstätten wie der Henkelmann seien
fundamental wichtig für die kulturelle Infrastruktur des Landes. Die
Preisgelder seien ausdrücklich an keine bestimmte Verwendung gebunden,
den Clubs garantiere das größtmögliche Flexibilität. „Das ist das
Mindeste, was wir an Wertschätzung leisten können“, so die Präsidentin
des Landesmusikrates. Schließlich litten die kleinen Spielstätten
immer noch sehr. „Eigentlich sollte ein solcher Preis ein Topping
obendrauf sein. Für uns ist das aber der Kern“, ordnete Maik Ollhoff
von „Das Loch“ die Prämie als lebenswichtig für kleine Clubs ein. „Ich
weiß nicht wie, aber wir brauchen mehr institutionelle Unterstützung
vom Land und von den Kommunen“, appellierte er an die Vertreter des
Landes und der Politik. „Schaut euch an, was für eine wichtige Arbeit
wir an der Basis leisten.“ Die Idee gehe weit über die Musik hinaus.
„Wir sind ein Ort der Begegnung, des Ausprobierens und
Experimentierens und des Weiterentwickelns.“ Und diese Ideen gelte es,
in die Gesellschaft zu tragen. In diesem Zusammenhang schloss er einen
weiteren Appell an: „Wir wollen die Bewegung der letzten Tage gegen
Rechts unterstützen. Die ganze Musikszene muss aufstehen und laut werden.“
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